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steinscheunesd1981hpDie alte Steinscheune

Nördliche der Ehlener Kirche findet man ein eher unscheinbares Gebäude, dem man sein hohes Alter erst auf den zweiten Blick ansieht. Die alte Steinscheune gilt als eines der älteste Kirchengebäude im ehemaligen Landkreis Wolfhagen. Es ist zumindest das älteste noch erhaltene Gebäude in Habichtswald.
Eigentlich ist nur der untere Bereich des Gebäudes noch aus dem Mittelalter. In der oberen Etage wurde wohl in neuerer Zeit auf diesen alten Mauern ein Fachwerk aufgesetzt. Sicher ist, dass diese alten Mauern viel von der Geschichte des Ortsteils Ehlen erzählen können. Sicher ist aber auch, dass das Gebäude in seiner Geschichte häufig umgebaut wurde und auch die Nutzung sich immer wieder verändert hat.

 

Heimerad in Ehlen
 In der Stiftungsurkunde des Klosters Hasungen aus dem Jahre 1074 bzw. 1081 wird die Kirche in Ehlen genannt und von Erzbischof Siegfried von Mainz dem Kloster zusammen mit der Kirche von Schützeberg und Hasungen dem Kloster geschenkt. In der Lebensgeschichte des Einsiedlers Heimerad, der von 1017 bis zu seinem Tode 1019 auf dem Burghasunger Berg lebte und auf dessen Grab das Kloster errichtet wurde, wird die Kirche in Ehlen ausdrücklich erwähnt. Heimerad hat danach in dieser Kirche gepredigt. Dort gibt es auch Hinweise auf seinen Freund und Helfer Hemmo von Ehlen!! Danach ist zu vermuten, dass zu Lebzeiten Heimerads ( Tod im Jahre 1019) Ehlen ein bedeutendes Kirchdorf im oberen Warmetal war. Die dort erwähnte Kirche kann nur die Steinscheune sein. Seit wann und warum die Steinscheune in Ehlen dann nicht mehr als Kirche genutzt wurde, bleibt unklar. Sicher ist, dass  neben dem Turm aus dem 12. Jh., eine neue Kirche an dem heutigen Standort gebaut wurde. Man kann aber davon ausgehen, dass dies bald nach dem Bau des Turms um 1200 geschah. Wahrscheinlich wurde as alte Gebäude danach als Zehntscheune für das Kloster genutzt, was man auch aus dem Namen "Alte Steinscheune" ableiten kann.

Die erste Ehlener Kirche
Auf der Süd- und Ostseite findet man ein Mauerwerk aus zum Teil unbehauenen Sandsteinen mit mehreren vermauerten Öffnungen. Der historisch bedeutenste Teil, der Rückschlüsse auf das Alter zulässt, ist der vermauerte kleine Eingang auf der Südseite, über dem  ein halbkreisförmiges Tympanon als Türsturz liegt. Darin eingehauen ein fächerförmiges Kreuz auf Felspartie. Ein ähnliches Tympanon mit dem gleichen Kreuz findet man noch an der Kirche in Ölshausen. Links und rechts des Eingangs befinden sich auf den Steinen tiefe Kratzspuren, die unterschiedliche Deutung zulassen. Es gibt Behauptungen man habe dort Messer und Schwerter gewetzt, um etwas von dem heiligen Ort auf diese zu übertragen. Ein andere Deutung ist, dass man Gesteinsstaub herausgekratzt hat, um diesen als Heilmittel zu nutzen. Heute sieht man nur noch im unteren Bereich das mittelalterliche Mauerwerk, welches im Grundmauerbereich bis zu 1 m dick ist. Der obere Bereich wurde durch ein Fachwerk ersetzt. Wie dieser Bereich früher ausgesehen hat, kann man heute nicht mehr nachvollziehen. Dieses Gebäude wurde offensichtlich über die Jahrhunderte immer wieder als Scheune benutzt, wovon auch der auf der Ostseite vorhandene zugemauerte große Torbogen zeugt.

Alter Friedhof rund um die Steinscheune
1979 wurde die Steinscheune von Kasseler Studenten ausführlich untersucht und es wurden mehrere  Vorschläge zur Nutzung gemacht. Jedoch sah sich die Gemeinde nicht in der Lage, einen dieser Pläne umzusetzen und verkaufte das Gebäude an eine Privatperson. Bei der weiteren Untersuchung Anfang der 80er Jahre wurden auch in der Nähe des Mauerwerks Probegrabungen vorgenommen. Diese brachten dabei menschliche Gebeine zutage. Auch auf dem angrenzenden kleinen Gartengrundstücken der Familien Meyer, Winzig und Wassmuth wurden solche menschliche Überreste aufgefunden. Ebenso wurde von Knochenfunden bei Baumaßnahmen an der ehemaligen  Ehlener Volksschule berichtet, einem stattlichen Gebäude aus dem Jahre 1842, welches zwischen der Steinscheune und der heutigen Kirche stand und leider 1974 abgerissen wurde. Man kann also davon ausgehen, dass das Gelände  um die erste Ehlener Kirche über Jahrhunderte als Friedhof, wie es ja früher üblich war, genutzt wurde.

Heutige Nutzung
Im 3. Reich wurde das Gebäude zu einem Jugendheim ausgebaut (Fachwerk in der oberen Etage) und auch von den Nazis für ihre Zwecke intensiv genutzt. Nach dem 2. Weltkrieg wohnten dort viele Heimatvertriebene noch bis in die 60er Jahre. Der heutige Besitzer bewohnt das Gebäude selbst und hat es innen modern ausgebaut mit einer Wohnfläche von 150 m². Dieser berichtet, dass im östliche Kellerbereich starker Wasserdruck auf das Mauerwerk einwirkt, sodass man dort eine Quelle vermuten kann. Ähnliches berichtet Norbert Ledderhose, der in seinem Hause, nicht weit davon entfernt, ebenfalls von einer Quelle bzw. Wasserader berichtet. Hier könnte es sich um den Quellbereich des "Lohborn" handeln.

Die Zukunft der alten Steinscheune

Der Ehlener Kirchplatz mit den Objekten Kirche, Kirchturm, Steinscheune und Schule war über Jahrhunderte der Mittelpunkt des Dorfes und auch Ort der Kommunikation der Bürger. Leider ist dieser Platz in den letzten Jahren sehr vernachlässigt worden und hat sich immer mehr zu einem unschönen Ort entwickelt. Eine Aufwertung des Platzes unter Einbeziehung der noch vorhandenen historischen Gebäude wäre daher dringend angezeigt.