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  5. Das Stück Ropperode
Details
Egon Jordan
Lesezeit: 4 Minuten
Erstellt: 16. Dezember 2014
Zugriffe: 6336

Das Stück Ropperode

Nur wenige Meter hinter der südlich von Ehlen gelegenen heutigen Autobahnbrücke, im Quellbereich der Warme, stand schon im Mittelalter das Dorf Ropperode, welches bereits vor fast 1000 Jahren im Jahre 1028 als Ruobburgorod erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Dass wir uns hier auf sehr altem Siedlungsgebiet befinden, zeigt sich auch in Funden aus der Steinzeit, der Bronzezeit und der Eisenzeit in der näheren Umgebung. Danach erscheint der Ort als Ropurguroth in einer Urkunde des Klosters Hasungen im Jahre 1074, als eine gewisse Adelheit dem Kloster die Siedlung (vicus) schenkte. Die Endung „-rode“ ist ein Hinweis auf eine mittelalterliche Rodungssiedlung aus der Zeit zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert.

Siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Ropperode

Archäologische Funde 1965
Beim Bau der Autobahn im Jahre 1965 stieß man hier auf Hinterlassenschaften einer mittelalterlichen Töpferei. Im Rahmen einer folgenden archäologischen Grabung wurden große Mengen Töpfereischerben geborgen (Fehlbrände und Bruch, Teile der Töpferöfen und Spielsachen aus Ton), ausgewertet und dokumentiert. Diese befinden sich heute im Landesmuseum in Kassel bzw. in Marburg. Einen kleinen Teil davon konnte auch der Geschichts- und Heimatverein Habichtswald in sein Archiv übernehmen. Die Archäologin konnte bei den Untersuchungen nachweisen, dass dort, insbesondere im Bereich der heutigen Autobahntrasse, ein mittelalterliches Dorf mit mehreren Töpferei-Produktionsstätten gelegen hat. Überall auf den Äckern der Umgebung konnte man noch bis in die 90er Jahre große Mengen Scherben auflesen. Noch in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts wird von 7 Hügeln berichtet, die man auf den Äckern und Wiesen erkennen konnte. Nachdem man diese zunächst als bronzezeitliche Hügelgräber betrachtete, wurde später klar, dass es sich dabei um Abfallhalden der mittelalterlichen Töpfereien handelt. Durch die moderne Landwirtschaft findet man heute kaum noch Nennenswertes auf dem Gelände, da diese durch Tiefpflügen weitgehend zerstört werden. Eine Geländekarte zeigt, dass sich die Töpfereien vom Bereich der heutigen Autobahn weit über die Äcker südlich der Autobahn erstreckten.

Bedingungen für die Töpferei
Die Voraussetzungen für die Töpferei waren hier besonders gut. Hier fand man am Hundsberg guten weißen Ton, die umgebenden Wälder lieferten genügend Holz für die Brennöfen und die Warme lieferte ausreichend Wasser. Durch die dichte Besiedelung des oberen Warmetals, des angrenzenden Emstals und des Erpetals in dieser Zeit, war auch ein guter Absatzmarkt gegeben und alte Handelsstraßen, südlich von Kassel nach Korbach und von Fritzlar in das Diemelgebiet führten nahe der Siedlung vorbei. Dabei muss man auch wissen, dass fast alle Haushaltsartikel der ärmeren Bevölkerung in jener Zeit aus Ton gefertigt waren. Gegenstände aus Metall konnten sich nur wohlhabende Menschen leisten.

Alte Flurnamen erzählen
Alte Flurnamen geben häufig Hinweise zur Geschichte. Der noch heute vorhandene Flurname „Wöste Kerke (Wüste Kirche)" veranlasste uns in den 90er Jahren, in diesem Bereich nach einer Kirche zu suchen. Mitte der 90er Jahre wurden dann, nur 50 m von der ehemaligen Grabungsstelle entfernt, die Grundmauern eines Gebäudes aufgefunden. Damit konnte der Standort der ehemaligen Kirche des mittelalterlichen Dorfes Ropperode bestätigt werden.

 


Ropperode Herrrenhaus 50er 800

Ropperode Betriebsgebaüde 50er 800


 

Das Stück Ropperode

Nachdem das Dorf wohl vor dem 15. Jahrhundert wüst wurde, gab es hier spätestens im 17. Jahrhundert wieder Töpfer und Ziegelbrenner (in den Kirchenbüchern als Stückepötter bezeichnet) und einen Gutshof, mit dem Namen „Das Stück Ropperode". Der erste namentlich genannte Töpfer in Ropperode war der Meister Martin Freitag, dessen Nachkommen eine ganze Töpferdynastie begründeten. Noch heute ist in Ehlen der Name „Stückepötters" für Nachkommen der Töpferfamilie Freitag (später Volkwein) üblich.

Der Gutshof gehörte bis Mitte des 19. Jahrhunderts zum Gut Bodenhausen, deren Besitzer zu dieser Zeit die Herren von Motz waren. Danach wurde es an die Herren von Dalwigk aus Hoof veräußert. Dieser Hof bestand noch bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Insbesondere in den Nachkriegsjahren lebten hier, wie auch in Bodenhausen, viele Menschen, die hier in der Landwirtschaft ihren Lebensunterhalt verdienen konnten, insbesondere auch Heimatvertriebene. Heute findet man dort nur noch wenige Gebäudereste. Die umfangreichen umliegenden, zum ehemaligen Gutshof gehörenden Ländereien, werden noch heute von der Familie von Kiekebusch aus Hoof als Nachfolger der von Dalwigk bewirtschaftet.

 

Eine weitere Töpferei an der Warme
Nicht weit von hier, am zweiten Quellfluss der Warme, der am Essigberg im Habichtswald entspringt, fand man einige Jahre später weitere Töpferei-Hinterlassenschaften aus dem 13.Jahrhundert, welche hier dem mittelalterlichen Dorf Poppenhagen zugeordnet werden konnte (s. dazu besondere Abhandlung).

Quellen: Brigitte Grodde-Braun: Töpfereiwüstung Ropperode. Eine archäologisch-historische Untersuchung. In: Plesse-Archiv. Bd. 4, 1969

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