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Ein vergessener Ehlener Friedhof am Südrand des Dorfes

LindealterFriedhofIn der Zeitung für Habichtswald und Zierenberg "Warmetal Aktuell" findet man am 31.03.2023 eine Information, dass in Ehlen eine Linde gefällt werden muss, weil diese, entspre­chend eines vorliegenden Gutachtens, nicht mehr verkehrssicher ist.
Diese Nachricht war Anlass für weitere Ermittlungen zu diesem Baum, der sich an einer so exponierten Stelle findet.
Spricht man mit älteren Bürgern von Ehlen, dann erfährt man, dass beim Bau des westlich des Bau­mes befindliche Gebäudekomplexes (damals Raiffeisenkasse) ein besonderer Befund zu Tage trat. Beim Ausheben der Baugrube fand man menschliche Gebeine in großer Zahl.
Grund für diesen Befund war die Tatsache, dass sich an dieser Stelle im 19. Jahrhundert ein Fried­hof befand.


Heiner Wittekind, früherer Pfarrer von Ehlen, schreibt in seinem Buch "Ehlen in Vergangenheit und Gegenwart" aus dem Jahre 1976 (s. hier):

"Nach alter Sitte wurden um die Kirche herum bestattet. Bis zum Jahre 1868 wurden die Toten um die jetzige Kirche herum begraben. Dann muss der Platz nicht mehr ausgereicht haben, denn wir hören 1867, dass die sogenannte "Neue Baumschule" (auch Trieschgärten genannt) im Nachsom­mer dieses Jahres zum Totenhof bestimmt und eingerichtet wurde und man im nächsten Frühjahr also 1868 dort die ersten bestatten wollte. Der neue Friedhof im Süden des Dorfes, damals noch am Dorfausgang gelegen, wurde nur sehr kurze Zeit genutzt. Aufgrund der Ausdehnung der Ge­meinde und der ungünstigen Bodenverhältnisse wurde bereits 1881 wieder ein neuer (der jetzige Friedhof) angelegt, auf dem am 27.11.1881 die erste Beerdigung stattfanden. Vom vormaligen Friedhof (neben der jetzigen Raiffeisenkassen), sind nur noch zwei Linden zu sehen, die am Eingang gestan­den hatten. "

 Den vorliegenden Ehlener Kirchenbüchern kann man entnehmen, dass in dem oben genannten Zeitraum (Frühjahr 1868 bis November 1881) auf diesem alten Friedhof bis zu 250 Menschen begraben wurden.

 

 Friedhofeingang mit Linden und Säulen

 

 

 

 

Neben diesen beiden Linden befanden sich früher noch zwei Sandsteinsäulen, die den Charakter eines Friedhofseingangs betonten. Diese wurden später zu Füßen der Linden abgelegt, um als Mauer das abschüssige Gelände zu stabilisieren.
Mit der Entfernung dieser 150 Jahre alten Linde verschwindet nun die letzten Erinnerungen an die­se kurze Episode in der Geschichte des Dorfes Ehlen.