Die Familie Knobel in Ehlen / Görge Knobel
Die Familie Knobel hat in den letzten 350 Jahren in der Geschichte von Ehlen eine bedeutende Rolle eingenommen.
Bedauerlich ist dabei, dass es uns noch nicht gelungen ist, zu klären, woher die Knobels um 1640 nach Ehlen kamen (s. unten).
Soweit man das anhand vorhandener Archivalien nachvollziehen kann, ist sicher, dass vor dem oder im 30jährigen Krieg keine Knobels in Ehlen ansässig waren. Erst 1640, also am Ende des großen Krieges, taucht Görge (George) Knobel in Ehlen auf und wird ab 1645 in den Kirchenrechnungen als Kastenmeister (Kassenverwalter der Kirchengemeinde) genannt. Diese Amt übt er auch über eine sehr lange Zeit aus. Die sorgfältigen Buchführung und die gute Schrift lassen vermuten, dass hier ein intelligenter und gebildeter Mensch in unser Dorf zugewandert war. Dies haben sicher auch andere Dorfbewohner und auch die Obrigkeit erkannt, denn 1663 wurde er Grebe (Bürgermeister) in Ehlen. Dieses Amt übte er 32 Jahre aus.
Als er 15.02.1695 im Alter von 75 Jahre starb, vermerkte der Pfarrer im Kirchenbuch:
„den 15 Februar ist George Knobel gewesener Grebe allhier in die 32 Jahre, nachdem er auch 18 Jahre Kastenmeister gewesen, in seinem 75. Jahre begraben“.
Er muss um 1620 geboren sein und um 1640 in Ehlen geheiratet haben, denn von 1642-1668 werden hier 8 Kinder geboren. Von diesen Kindern haben einige in Ehlen Nachkommen bis in die heutige Zeit. Der verstorbene Heimatforscher Fritz Liese vermutete, dass Görge Knobel in die Familie Kiepen, einer großen Bauernfamilie in Ehlen, eingeheiratet hatte. Diese Familie ist 1669 mit dem Tode von Tönges Kiepe(n) in Ehlen ausgestorben. Offensichtlich hat die Knobel-Familie die vorhandenen umfangreichen Ländereien diese Familie übernommen.
Interessant ist, dass die Familie Kiepen schon im Salbuch des Klosters Hasungen (1515) als abgabepflichtige Bauern in Ehlen auftaucht und auch in der Türkensteuerliste (1605) zwei Vertreter der Familie genannt werden. Der oben genannte 1669 verstorbene Tönges (Tönies) Kiepen wird auch im Hessischen Mannschaftsregister von 1639 genannt.
Bemerkenswert ist, dass auch Görge Knobels Bruder Ruppert nach Ehlen übersiedelt. Ob dessen 1663 verstorbenen erste Ehefrau unbekannten Namens aus Ehlen stammte, liegt im Dunkeln, jedoch kann man dem Kirchenbuch entnehmen dass er nicht lange nach dem Tod der Ehefrau, die um 1644 geborene und wesentlich jüngere Margaretha Reitze aus Ehlen heiratete und mit dieser noch 2 Kinder hatte. Er starb 1716 mit 94 Jahre!
Die Tochter Martha des Greben Görge Knobel heirate um 1680 David Volkwein, der wohl später das Grebenamt des Schwiegervater übernommen hat, da er bei seinem Begräbnis 1717 als Grebe bezeichnet wird. Jedoch war von 1695-1715 Johannes Pichling nachweislich Grebe in Ehlen. Dieser baute 1706 im Mühlenweg, an der Ecke zum Kirchweg ein Haus (Hausinschrift), welches wohl später von dessen Sohn Lorentz als Dorfmühle ausgebaut wurde.
Kamen die Knobels als Landsknechte aus der Schweiz?
Bei der Recherche hinsichtlich der Herkunft der Knobels konnte ermittelt werden, dass in der gleichen Zeit Knobels im Raum Eschwege und Gudensberg auftauchten, die auch dort fast immer besonders anspruchsvolle Tätigkeiten übernahmen. Aus der Tatsache, dass der Name Knobel auch heute noch in der Schweiz sehr häufig vorkommt, könnte man schließen, dass Vertreter der Schweizer Knobels als Söldner im 30jährigen Krieg in unsere Heimat gekommen sind, und nach dessen Ende vor Ort eine neue Heimat und Betätigung suchten.