Mhlenweg Haus Nr 18

 

Die Ehlener Dorfmühle (n)

 

Der Mühlenweg in Ehlen

Der heutige Ehlener Mühlenweg lässt uns aufhorchen und darüber nachdenken, ob und in welcher Form hier eine oder auch mehrere Mühlen betrieben worden sind. Wasser stand in unmittelbarer Nähe durch die Bachläufe von Warme und Erle zur Verfügung. Es gab vermutlich im Mühlenweg mehrere Dorfmühlen zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlichen Gebäuden: Alte Hausnummern 16 ½, 17 und 18. Hinweise dazu kann man verschiedenen Archivalien entnehmen, insbesondere den Ehlener Kirchenbüchern und den Katasterbüchern im Staatsarchiv Marburg.

Katasterbuch in Marburg

In dem im  Staatsarchiv Marburg vorhanden "Lager-Stück und Steuer-Buch der Dorffschafft Ehlen, Cassel, Ambts Ahne" ist eine "Spezialbeschreibung der Dorffschafft Ehlen, Caßell, Ambts Ahne in der Vogtei Hasungen" enthalten, die ausführlich die Situation des Dorfes im Jahre 1748 beschreibt. Hier finden wir auch Informationen zu den Mühlen. Nachstehend die Informationen zur Dorfmühle in Ehlen:

" Lorenz Pichling, eine eigentümliche Mühle im Dorfe, mit einem oberschlägigem Mahlgang versehen, muss zu obigem Wasser ( der Warme)  welches gar sparsam ist, einen beym Haus habenden Sammelteich,worinnen alle 24 Stunden Wasser sammeln muss, zu Hülfe nehmen, und kann den Umständen nach 9 Monath im Jahr mahlen und zwar solchergestalt, dass er in zwei Montaen alle 24 Stundenein Viertel und in 5 Monaten 1/ Viertel klein machen kann. Die übrigen drei Monate aber stillhalten muss. an Getreide und Mahlgästen fehlt es selbigem niemalen am hinlänglichen Wasser aber wie schon erwähnet, destomehr, sodass also der Nutzen gering ; muss übrigens der Gnädigsten herrschaft jährlich zwei Viertel Korn entrichen und ein Schwein mästen, dessen Fütterung und Unkosten mit sechs Reichstaler gerechnet wird."

Mühlen und Mühlgraben

Die Situation stellt sich wie folgt dar: Es gab einen Mühlgraben, der hinter dem Rosengarten von der Warme abzweigte und einen Mühl­teich, südlich des heutigen Hauses Volkwein (alte Hausnummer 16 ½), mit Wasser versorgte. Das im Mühlteich gesammelte Wasser, war dann die Voraussetzung für einen mehr oder weniger gleichmäßigen Mühlenbe­trieb. Dieser Mühlgraben führte dann wieder zur Warme. Inwieweit die Erle (gegenüber Nr. 18) dabei zeitweilig einbezogen wurde, lässt sich noch nicht erschließen. Alte Pläne aus dem 18. bzw. 19. Jh. sind vorhanden! Den Weg des Mühlgrabens kann man noch heute im Gelände erkennen. Die Hausinschrift an Haus 18 (Mühlenweg/Ecke Friedhofsweg) : Erbauer Johannes Pichling 1702 (er war zu dieser Zeit der Grebe in Ehlen) ! Des­sen Sohn Lorenz (s. oben) ist der erste im 18. Jh. in den Kirchenbüchern genannte Dorfmüller.

Gemarkungskarte von Ehlen 1876

Diese Gemarkungskarte birgt eine besondere Überraschung. Zeigt sie doch, dass der heutige Verlauf der Warme nicht dem von 1876 enspricht. Heute verläuft die Warme fast gradlinig vom Rosengarten zum Durchfluss unter der Bundesstraße. Wie man dieser Karte entnehmen kann, erreichte die Warme nach einem sehr unregelmäßigen Verlauf fast die Gebäude im Mühlenweg, um dann von dort gradlinig nach Westen zu streben, dann unterhalb des heutigen Friedhofs mit der Erle zusammenzufließen und erst von dort ihren Weg nach Norden, entsprechend dem heutigen Verlauf, fortzusetzen. Insoweit sind noch einige Untersuchungen notwendig, zu klären, an welchen der drei Gebäude im Mühlenweg ( Hausnummer 18, 17 und 16 1/2), zu welcher Zeit eine Mühle betrieben wurde. 

hstam karten nr p ii 13864 blatt 211 Ausschnitt Mühlen18761Gemarkungskarte 1876 Dorfmühlen(n), Warme

Die schon 1748 genannten Probleme mit der Wassermenge der Warme zeigen sich auch Anfang des 19. Jahrhunderts in der Tatsache, dass immer wieder neue Müller versuchen mit der Mühle ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Besonders deutlich wird das in einem Gesuch des Müllers Fuchs im Jahre 1827, um Genehmigung zur Anlage einer neuen kleinen Ölmühle (HStAM, 53 a, 1628). Er begründet dies mit Problemen durch Wasserführung und die Trockenheit der Warme. Er beklagt die Verarmung des Müllers und bittet um Erweiterung der Mühle um ein Schlagwerk.

Folgende Müller wurden in den Kirchenbüchern und anderer Urkunden genannt:

1578 Hans Beloth ( HStAM, 17 I., 1294, Verschiedene Streitigkeiten des Müllers zu Zierenberg mit dem Müller Hans Beloth zu Ehlen)

1605 Johann Blancken (Türkensteuer), könnte aber auch zur Hohenufer Mühle gehören!

1662 Johannes Hammerschlag

1720-1750 Lorenz Pichling

1750-1774 Johann Friedrich Adolf Büchling

1778-1804 Johann Henrich Gippert

1795-1808 Johannes Büchling

bis 1821 Dietrich Landgrebe aus Wahlershausen (+51 Jahre=*1770) verheiratet mit Martha Anna Maria Fröhlich aus Dörnberg +08.11.1825 (Vater Johann Ludwig Fröhlich)

1820-1823 Caspar Fröhlich

1824-1844 Johannes Fuchs (dessen Enkelin heiratet eine Kohlhausen).

1846 Johann Georg Storch

1872-1905 Ernst Kohlhausen (Nr. 16 ½ oder 17)

1899- 1940 Karl Heinrich Kolhhausen ( Danach wohl keine Mühle mehr)

Heutige Situation

Im Hause Nr. 16 ½ wohnen heute die Nachkommen der Tochter des Karl Heinrich Kohlhausen, Gertrud Elise Kohlhausen und des Schuhmachers Heinrich August Volkwein. Haus Nr. 17 wurde zeitweilig als Gaststätte und später als Bäckerei genutzt. Das Haus Nr. 18 ist in ursprünglicher Form als ältestes Gebäude der Gemeinde Ehlen noch vorhan­den und wurde gut saniert. Besitzer war bis 1985 der letzte Habichtsteiner Müller Karl Heinrich Lö­wenstein, der 1985 in diesem Hause starb!