Die Kirchenbücher im Kirchspiel Ehlen

Die Kirchenbücher waren in Kurhessen bis zur Einführung des Personenstandsgesetzes, mit dem seit 1874 eine zi­vile Beurkundung der Geburts-, Todes- und Heiratsfälle durch die neu gebildeten Standesämter verordnet wurde, meist die einzigen amtlichen Quellen für diese Lebensdaten der Menschen in einem Dorf.

Allgemein gilt, dass eine erfolgreiche Suche in diesen Kirchenbüchern nur dann möglich ist, wenn man sich mit der damals gebräuchlichen Schrift bzw. Schriftformen beschäftigt hat, da diese sich seit dem 17. Jahrhundert permanent weiter entwickelt und verändert hat. Ohne diese Vorarbeit sind erhebliche Lesefehler insbesondere bei nicht be­kannten Namen, Orten und damals verwendeten Begriffen vorprogrammiert.

Kirchenbücher der Kirchengemeinden Ehlen, Burghasungen und Ölshausen sind ab 16.11.1654 vorhanden. An diesem Tage trat Pfarrer Joachim Henckenius (Hencke) seinen Dienst in Ehlen an und vermerkte in den Kirchenbüchern seine ersten Amtshandlungen. Sicher ist, dass schon vor dieser Zeit Kirchenbücher geführt wurden. Es ist aber anzu­nehmen, dass diese Bücher in den Wirren des 30jährigen Krieges verlorengegangen sind.
Dieses ersten Kirchenbücher wurden, getrennt nach Kirchengemeinden, bis 1728 geführt. Leider findet man darin immer wieder erhebliche Lücken in der Dokumentation, insbesondere dann, wenn die Amtsträger wegen Alters ihre Tätigkeit nicht mehr ausüben konnten bzw. diese vernachlässigten. Auch die Zeit bis zur Einführung eines neuen Pfarrers war häufig durch lückenhafte Einträge geprägt. Dies erschwert die Rekonstruktion der familiären Zusam­menhänge doch erheb­lich bzw. macht sie in einzelnen Fällen sogar unmöglich. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Angaben zu den einzelnen Personen bzw. Ereignissen doch sehr spärlich sind. Da einige Vornamen innerhalb einer Familie häufiger vergeben wurden, ist eine zweifelsfreie Zuordnung einer Person meist nur in Kombination verschiedener Quellen möglich.

Das zweite Kirchenbuch ab 1729, welches von 1729-1772 neben den Einträ­gen der Kirchengemeinde Ehlen auch solche der Filialgemeinden Burghasungen und Ölshausen ent­hält, ist in einem sehr schlechten Zustand. Dies insbesondere auch wegen der mäßigen Papierquali­tät. Schon die ersten Einträge sind wegen Schäden an den Seiten nur schwer lesbar. Nach relativ lückenlosen Einträgen bis Mitte 1740 (Tod von Pfarrer Schütz), die aber erhebliche Ansprüche an die Lesefähigkeiten des Suchenden stellen, findet man da­nach eine ziemlich chaotische Buchführung mit ganz erheblichen Lücken, die erst mit dem Tod des Pfar­rers Adam Schäfer (1747) endet.
Nach der Amtseinführung von Pfarrer Johann Conrad Krause am 31.07.1747, kann man ab 1748 eine relativ gute und fast lückenlose Kirchenbuchführung erkennen, die auch bis 1772 so fortgeführt wurde.
Ab 10.08.1772 wurde auf hochfürstlichen Konsistorialbefehl eine weitere Veränderung der Kirchenbuch­führung ver­ordnet. Von nun an wurden wieder für jede Kirchengemeinde im Kirchspiel Ehlen eige­ne Kirchenbü­cher ge­führt. Bemerkens­wert ist, dass jetzt für Tau­fen, Beerdigungen, Trauungen und Konfirmationen voneinander getrennte Ab­schnitte geschaffen wurden, was die Recherche doch erheblich erleichtert. Auf diese Weise stehen bis Juli 1830 alle Daten vollständig für alle drei Kir­chengemeinden zur Verfügung.

Seit 01.07. 1830 werden für alle Amtshandlungen getrennte Kirchenbücher geführt, die im Gegen­satz zu den Vorgängern in vorgedruckter Tabellenform, mit genau vorgeschriebenen Tabellenele­menten zur Verfügung stehen. Seit dieser Zeit können Familienforscher lückenlos und in gut lesbarer Schrift ihre Familienge­schichte nachvollziehen.