Hemmo von Ehlen, ein Freund Heimerads

Die alte Steinscheune in Ehlen und der Diewelsborn

Die Geschichte des Dorfes Ehlen war über viele Jahrhunderte untrennbar mit der des Klosters Hasungen verbunden. Mit der Gründung des Klosters im Jahre 1081 kam auch die damals schon bestehende Pfarrkirche von Ehlen in dessen Besitz. Zu dieser Zeit muss die Ehlener Kirche schon längere Zeit bestanden haben und sehr einflussreich gewesen sein.
Dafür spricht auch, dass in der Vita (Lebensgeschichte) des Hl. Heimerad, der von 1017 bis zu seinem Tode 1019 auf dem Berg lebte, davon berichtet wird, dass dieser in der Ehlener Kirche gepredigt hat. Noch heute finden wir in Ehlen, 50 m nördlich der Kirche ein Gebäude, dem man das Alter schon ansieht: „Die alte Steinscheune!“ Dies war wahrscheinlich die erste Kirche des Dorfes Ehlen in der Heimerad gewirkt hat.


In dieser Lebensbeschreibung erscheint auch der erste namentlich benannte Ehlener, Hemmo von Ehlen! Er war ein Freund und Helfer Heimerads, wie wir Heimerads Lebensbeschreibung entnehmen können. Hier wird Hemmo von Ehlen an drei Stellen besonders erwähnt.


Wir finden dort die nachstehenden Geschichten:


Wenn Heimerads Diener nicht anwesend war, ging Hemmo gegen Abend von Ehlen nach Hasungen und versorgte ihn mit trockenem Holz, zündete das Feuer an und erwies ihm auch andere Dienste. Dies alles in der Hoffnung, dafür eines Tages von Herrn den Lohn zu erhalten.


Den Weg von Ehlen nach Burghasungen sind Heimerad und Hemmo sicher häufig gegangen. Man kann davon ausgehen, dass zu dieser Zeit ein großer Teil dieses Geländes bewaldet war.
In der Vita wird auch davon berichtet, dass Hemmo von Ehlen, als er auf dem Weg nach Hasungen war, dem Teufel begegnete, der mit einem ungeheuren Felsbrocken, die am Wege stehenden Bäume zerschmetterte. Hemmo bekreuzigte sich und setzte mutig seinen Weg auf den Berg fort. Der Heilige hatte diesen Angriff des Teufels nämlich vorausgesehen und Hemmo ermahnt, sich nicht zu fürchten, wenn ihm etwas Schreckerregendes im Walde begegne, sondern sich zu bekreuzigen.
Wahrscheinlich führte ihn sein Weg an diesem kleinen Bach, dem Diewelsborn (Teufelsborn) entlang, der wohl seinen Namen danach von diesem Ereignis erhalten hat.

Von besonderer Bedeutung im Hinblick auf das Kirchdorf Ehlen ist der folgende Bericht: 


Eines Tages kam Heimerad nach Ehlen um dort in der Kirche das Evangelium zu lesen und den Menschen des Dorfes die göttlichen Geheimnisse näher zu bringen. Da wurde er plötzlich, während er ziemlich nahe mit Gott verbunden war, in Ekstase fortgerissen, und wurde mit ihm ein einziger Geist.
Als die Menschen des Wartens müde waren und sich anschickten nach Hause zu gehen, waltete derjenige, der ihm Hilfsdienste leisten wollte, seines Diakonatsamtes, ergriff die Stola und las das Evangelium, damit das Volk nicht vollständig ohne Gottesdienst heimkehren musste.
Während die Anderen danach auseinander gingen, blieben als einzige Hemmo und seine Frau, die ihm besonders verbunden waren.
Als Heimerad gegen Abend zu sich kam, feierte er die Messe zu Ende und betrat danach das Haus von Hemmo, wo er auch die Nacht verbrachte. Nachdem sie ihm zu Essen vorgesetzt hatten, baten sie ihn demütig um Auskunft, warum er so lange in der Messe innegehalten hatte.
Heimerad antwortete: „ Zu diesem Zeitpunkt war ich nicht da. Zwar kam es euch so vor als sei das Fleisch anwesend, aber dem Geiste nach, hatte ich einen Auftrag Gottes verrichtet.“


Quelle: Michael Fleck, "Ekkebert von Hersfeld, Das Leben des heiligen Heimerad" (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen)